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Gebot 8: Gehe offline.

In 8th sucht die Liebe on Dezember 27, 2010 at 11:58 am

1 + 1 = -1.de

Wer hätte das gedacht.

Ich bekam tatsächlich 6 Beschwerde-eMails.

Ich ließe meinen Blog schleifen. Man verlange nach neuem Lesestoff.

Wow.

Zum einen möchte ich danken, da ich immer noch verblüfft bin, dass jemand sich die Zeit nimmt all das zu lesen, was mein krankes Hirn hier so ausspuckt, zum Anderen möchte ich korrigieren:

Ich habe nichts schleifen lassen, ich habe recherchiert.

Es ist mir bewusst geworden, dass Menschen immer Menschen anziehen, die einem selbst ähneln. Verschärft wurde dieses Phänomen in den letzten Jahren, in denen wir alle mehr arbeiten als zuvor, weniger ausgehen, weniger Freizeit geniessen, oder gar anfangen in unseren Büros zu übernachten.

So ergab sich folgerichtig der Umstand, dass man sich gezwungenermassen nur mit Menschen umgibt, die zumindest eins mit einem gemeinsam haben – den selben Job.

Dadurch geprägt, im weitesten Sinne, auch das selbe Umfeld, das selbe soziale Netz und oftmals auch den selben gesellschaftlichen Status.

Was nun?

Seien wir doch ehrlich.

Beim Weggehen jemanden Kennenzulernen ist im Zeitalter von tausend Online-Datingagenturen so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Die meisten Menschen haben es scheinbar aufgegeben sich im wahren Leben die Mühe zu machen einen anderen Menschen kennenzulernen, da es … ja… seien wir doch einfach mal ehrlich: anstrengend ist.

Es ist viel bequemer sich zu Hause auf dem Sofa mit ´ner fetten Tüte Chips in Ruhe durchzulesen, wie alt jemand ist, sich seine Urlaubsfotos anzusehen, seinen Beruf und seine Freunde mit einem Mouse-Klick zu erforschen – kurz: Alle seine „States“ abzurufen, ohne nur einmal „Hallo“ gesagt zu haben.

Großer Vorteil des ganzen:

Da fallen mir spontan sogar einige ein.

1.) Man muss sich nicht „aufhübschen“, man muss sich nicht bemühen zu gefallen, denn immerhin stellt man eh nur die Bilder online auf denen man überdurchschnittlich gut aussieht. Besitzt man solche nicht, bezahlt man Menschen, die einen dann zumindest auf den Fotos so aussehen lassen – und die, die es sich leisten können, bezahlen Menschen, die sie operieren, um auszusehen, wie auf Fotos, die bezahlte Menschen stundenlang bearbeitet haben.

Ergo: Eine Idealvorstellung unserer selbst, die wir im Netz stolz präsentieren können.

Ergo: Wir als Produkt. – gern gesehen in Glanzfolie.

2.) Sollte es zur komplett abstrahierten Kontaktaufnahme im Sinne eines Chates kommen, so muss ich mir nicht Gedanken darüber machen, wie ich rieche, was ich sage, wie ich wirke, was meine Körpersprache verrät… nein… ich kann sogar noch mal Korrekturleses, bevor ich meine literarischen Ergüsse absende. (An dieser Stelle gebe ich zu, dass dies zu 99% die wenigsten Menschen tun, denn immerhin ist der Chat die Mutter der „generellen Kleinschreibung“, der „Kommawillkür“ und des „grammatikalischen Sodom und Gomera“ – kurz: die Hartzler-Mama der neuen Analphabeten-Generation.)

3.) Sollte ich mich doch im wahrsten Sinne des Wortes vertippt haben und möchte das Gespräch beenden, so klappe ich im einfachsten Falle meinen Laptop zu und muss mit keinen weiteren Konsequenzen rechnen.

Im wahren Leben etwas schwieriger, es sei denn man kann verdammt schnell laufen.

Klarer Nachteil des ganzen:

Man verkommt zum kompletten Kommunikations- und Gefühls-Vollidioten, die Gefühle mit „ *grins* “, „ lol “ und „ hdl “ auszudrücken versuchen.

Und trotzdem scheint das Internet für viele die einzige Möglichkeit zu sein, jemanden kennenzulernen, der die eigenen sozialen Grenzen sprengen könnte.

Also liegt es am Netz? Oder liegt es an uns, die wir ja das Netz kreiert haben?

Ich schweife mal ab…

Vor kurzem hatte meine beste Freundin ihren 40. Geburtstag. Ja… sie ist alt geworden – in meinen 27-jährigen Augen „sehr alt“ sogar. Immerhin verweigere ich bis heute die Vorstellung jemals 30 werden zu können.

Aber gut – das soll nicht Thema des heutigen Tages sein.

Ich habe für ihren Geburtstag ein Video vorbereitet, in dem ich ihr ganzen Leben, oder zumindest die wichtigsten Stationen in ihrem Leben Revue passieren ließ… und da fiel mir eins auf. Sie hat tatsächlich die Liebe gefunden und einen Mann geheiratet, der sie abgöttisch liebt. So sehr, dass es mir selbst fast Angst machte. Nun weiß ich auch von ihrer Seite, dass diese Liebe erwidert wird… zwar selten verbal, aber immerhin tagtäglich im vollen Bewusstsein der wahren Liebe.

Wie funktioniert das also bei den beiden?
Haben die auch gechatet?

Hat Harry damals den Laptop nicht zugeklappt und ihr in grammatikalischer Willkür einen Heiratsantrag gemacht…

Nein.

Sie haben sich bei einer Mitfahrgelegenheit kennengelernt. Sich verliebt, tausend Mal Schluss gemacht, um dann endlich zu verstehen, dass sie am Optimum angelangt waren.

Aber ich frage immer noch:

Wieso?

Und hiermit möchte ich zu meiner Ursprungsthese zurückkehren:

Der Mensch zieht Menschen an, die ihm ähneln.

Und auch wenn Uli und Harry komplett unterschiedlich sind, so konträr wir man nur sein kann – so ähneln sie sich in einem sehr.

Beide haben erkannt, dass sie Liebe verdient haben und fähig sind Liebe zu geben.

Ich denke auch, dass genau hierin das Geheimnis ihrer nun 14-jährigen Beziehung liegen muss.

Anders kann ich es mir auch nicht erklären, dass der eine die Macken (und diese sind zahlreich) des Anderen aushält.

Es muss einfach Liebe sein.

Ein weiterer Punkt, auf den ich bei meiner Recherche stieß, ist, dass selbst wenn wir nun nicht zum vollkommen Kommunikation-Vollidioten verkommen sind und uns selbst Liebe gönnen können und auch diese an andere weitergeben können, so stellt sich uns ein weiteres Problem.

In meinen Augen sogar ein, in unserer Zeit, unüberwindbares:

Im Zeitalter von Online-Shopping und Massanfertigungen sind wir es gewohnt alles so zu bekommen, wie wir es wollen. Bedingungslos perfekt. Wir sind es gewohnt bei Mängeln zu reklamieren, uns etwas Neues zu holen, oder zumindest einen deftigen Preisnachlass zu verlangen. Gut ist uns nicht gut genug, es muss heute perfekt sein.

Immerhin arbeiten wir für unser Geld und wollen dafür auch das Maximum erhalten.

Gut bei Möbeln, schlecht bei Beziehungen.

Leider haben wir diese Mentalität des Hochglanz-Gucci-Daseins so sehr in unser Leben adoptiert, dass wir es nicht mehr gewohnt sind mit Fehlern umzugehen, schon gar nicht diese zu lieben.

Wir begehren das Perfekte, das Makellose, das Ideale, oder zumindest das Idealisierte.

Zudem identifizieren wir uns immer mehr mit dem was wir besitzen.

Ich bin ein guter Mensch, weil ich einen Golf hab. Ich ein besserer, weil ich nen BMW hab. Aber mein Nachbar muss noch besser sein, weil er hat beides.

Wir kaufen nicht mehr nur ein um uns zu befriedigen, sondern auch um unser Bild nach aussen so zu gestalten, dass wir auch wirklich befriedigt sind.

Meinungsforscher haben herausgefunden, dass es wichtiger ist, dass etwas teuer aussieht, als dass es qualitativ hochwertig ist.

Wir machen uns nicht mehr die Mühe uns selbst zu definieren und aus uns selbst ein Symbol zu machen, sondern kaufen uns ganz einfach Status-Symbole, die die Definition unserer selbst  uns komplett abnehmen.

Und wehe, wenn da ein Kratzer drin ist.
Wir dulden keinen Fehler in unserer eigenen Definition.

Und wenn wir nun zusammenfassen – und uns alles definiert, was wir haben, oder uns anschaffen, und wir darin aber akribisch auf Perfektion achten, so stellt sich mir die Frage:

Wie kann ich mir einen Partner „leisten“ der nicht „fehlerfrei“ ist?

Immerhin reflektiere ich automatisch seine Fehler auf mein eigenes undefiniertes Ego und habe augenblicklich das Verlangen ihn umzutauschen.

Aber wieso hat Harry seine Frau nicht gegen eine Jüngere, Schönere, Klügere umgetauscht?

Ich weiss es nicht…

Vielleicht ist es Stärke, die Fehler anderer nicht in mir selbst reflektierend zu sehen,…

Vielleicht ist es Leichtsinn, blind zu vertrauen,…

Vielleicht ist es aber Liebe, die Fehler des anderen zu lieben, denn immerhin gehören sie zu ihm…

Aber gut… lassen wir das. Ich geh shoppen, ich brauch ne neue Persönlichkeit – oder zumindest eine neue Tasche *grins* …

Gebot 7: Kritisiere das Grundgesetz der Psychopathen

In 8th sucht die Liebe on November 27, 2010 at 11:35 am

„Schau mal, Mathias, die ist aber verdammt fett.“

Wenige Sekunden und einige Entschuldigungen meinerseits, hatte ich von der wutschnauffenden Dicken fast eine gefangen. Dabei war es nicht ich, der sie beleidigt hat. Im Grunde genommen war es ja nicht einmal eine Beleidigung. Ich musste die Backe hinhalten für meine 6jährige Begleitung. Ein Kind.

Ein Kind das sah, dass die Frau durch die eine U-Bahn-Türe gerade so durch passte und daraus folgerichtig schloss, dass diese Frau nicht nur dick, sondern „besonders dick“ – also „fett“ sein musste.

Kinder überlegen eben nicht.

Sie sagen was sie denken und denken nicht verschleiert, sondern in purer Wahrheit.

Wenn jemand stinkt, dann äußern sie es in der selben Lautstärke, als wenn sie jemanden sagen wollen, dass er beim Fangen-Spielen der Nächste sei.

Es ist eine Art Reflex, ein Trieb sozusagen.

Die Wahrheit als eingebauter Trieb des Menschen.

Und wie so oft, haben es auch hier die Menschen geschafft Triebe mit der Zeit zu konditionieren, zu unterdrücken und anzupassen.

Wahrheit ja, aber nicht um jeden Preis, nicht für jeden und vor allem nicht immer mit Lautstärke gesegnet.

 

Ebenso ist es mit der Naivität.

Einen Kind wird sie zugestanden.

Einem Erwachsenen nach und nach aberzogen.

Ob er will oder nicht.

Desto öfter wir an Menschen herangetreten sind, ihnen naiv begegneten und vertrauten, desto öfter wurden wir verletzt, enttäuscht und „konditioniert“.

Es ist ähnlich wie mit der heißen Herdplatte – nur eben auf Langzeit angelegt.

 

Die kindliche Naivität erlaubt es uns jedem und alles zu lieben.

Kinder mögen keine Spagetti, sie lieben sie.

Kinder lieben ihre Eltern.

Kinder lieben das Fernsehen.

Und natürlich McDonalds, Harry Potter, und und und…

Es ist für sie natürlich zu lieben – alles andere ist nicht denkbar.

Deshalb denken Kinder auch nicht in Hautfarben, Nationalitäten, Kasten, oder Adelstiteln.

Sie handeln eigentlich richtig, denn wie wir „wissen“ sollte ja „lieben“ nicht viel mit „denken“ zu tun haben, oder?

 

Liebe – also scheinbar auch ein angeborener Trieb?

 

Und – wen wird es überraschen? – wir konditionieren uns in diesem Punkt perfekt selbst. Jeder für sich – und wenn man mal ins Stocken geraten sollte… keine Sorge – da helfen sich Erwachsene sehr gut gegenseitig weiter.

 

Ich erkläre…

 

Ich ging naiv an viele Menschen heran. Vertraute ihnen, wurde enttäuscht, verletzt, gekränkt, ausgelacht, angeprangert…

Ich lernte, ich konditionierte.

Ich wurde immer verschlossener, vorsichtiger, zurückhaltender mit meinen Gefühlen, zynischer, um mit der immer größer werdenden Gefühllosigkeit fertig zu werden, und misstrauischer, um den letzten Rest meiner Gefühlswelt nicht auch noch zu verlieren.

 

Ein erwachsener Mensch ist also ein gebeuteltes Stück Liebe und Wahrheit, welches sich nicht mehr traut anderen mit sich selbst, also Liebe und Wahrheit, zu begegnen, sondern nur noch mit Misstrauen, Vorsicht und letztendlich kompletten Verzicht.

 

Spinnen wir den Gedanken weiter.

 

Da wir eh schon so gut im Konditionieren sind und uns mit der Zeit anerziehen, dass es sinnlos, gefährlich, nicht gut für uns und unvernünftig ist anderen mit Liebe und Wahrheit zu begegnen – ist es dann nicht die logische Folge, dass wir auch aufhören uns selbst gegenüber Liebe und Wahrheit aufzubringen?

 

Wir konditionieren uns also im Laufe der Jahre hin zur Gefühlstaubheit.

 

Schwieriges Thema.

Deshalb lieber:

Anderes Thema.

 

Ich habe vor wenigen Tagen mal wieder nicht wirklich einschlafen können und die DVD-Staffeln meiner Lieblingsserie raus gekramt.

Die Geschichte der Folge 16 ist schnell erzählt.

Mal wieder ein mysteriöser Krankheitsfall. Frau fällt einfach so um, schreit vorher noch ein wenig rum, Lupus und Krebs kommen nicht in Frage und alle Geschlechtskrankheiten samt der Neurosyphillis können durch Tests ausgeschlossenen werden. Also suchten die Ärzte weiter und weiter und zum Schluss -welch Wunder- fanden sie die Lösung kurz bevor die Patientin abgekratzt wäre und alles war wieder gut.

Das besondere an dieser Folge war: Die Frau war eine Psychopathin.

 

Ich fand das interessant und recherchierte:

Ein Psychopath ist ein Mensch, der entweder durch einen genetischen Defekt, einen Unfall, eine Krankheit oder einen angeborenen Fehler bestimmte Teile seines Gehirnes nicht nutzen kann.

Diese Teile sind für die Gefühle zuständig. Sie sagen uns, wie sich Liebe, Schmerz, Leid, Freude, Trauer … anfühlen.

Besser gesagt: Sie teilen es uns nicht mit, sie machen es mit uns.

Wir sind dann Liebe.

Wir sind dann Trauer.

Wir sind dann Leid.

 

Bei einem Psychopathen sind diese Teile des Gehirnes inaktiv.

Er kann einen Menschen umbringen ohne Schuldgefühle zu haben, weil er sie nicht fühlen kann, weil er sie nicht ist.

Er kann einen Menschen verletzen, weil er das Gefühl der Scham, des Mitgefühles, des Mitleides nicht kennt.

Ein Psychopath kann geliebt werden, ohne es zu fühlen, weil er nicht Liebe sein kann.

Er hört von anderen, dass er es sein müsste -verliebt, bestürzt, verletzt, glücklich – aber er kann es nicht verstehen. Er flüchtet sich meist in die Welt der Kalkulation und lebt in reiner Berechnung.

 

Anders ausgedrückt:

Ein Psychopath ist also ein Mensch, der sich die Liebe nicht selbst weg konditionieren muss, sondern bei dem das schon beispielsweise die Natur erledigt hat.

 

Gehe ich nun zu weit, wenn ich frage, ob es wirklich erstrebenswert ist in einer Welt voller Psychopathen zu leben?

Und wenn man uns nun vor die Wahl stellen würde: Auf welchem Planten würden wir lieber leben? Auf dem, der von Psychopathen bevölkert ist, oder auf dem, der von Kindern bewohnt wird, die einem zwar sagen, dass man extrem fett ist, aber die einen grundlos lieben.

Wieso?

Weil es jeder einzelne von uns verdient hat.

Grundlos.

Und ohne zeitliche Begrenzung.

Für ewig – denn in meinen Augen ist der Anspruch auf Liebe ein Grundgesetz, das so selbstverständlich zu sein schien, dass es damals, als man unsere Verfassung festhielt, einfach vergass diesen Punkt mit aufzunehmen.

 

Wir protestieren wenn wir in unserer Rede-, Meinungs- oder Religionsfreiheit beschnitten werden. Wir brüllen sogar schon los, wenn wir nur ahnen, dass wir beschnitten werden könnten.

Selbst aber zensieren wir uns unsere Liebesfreiheit mit jedem Tag, mit dem wir älter werden, ein weiteres Stück zu recht.

 

Macht das Sinn?

 

Oder ist es doch möglich Kind zu bleiben und trotzdem erwachsen zu werden?

 

Ein erwachsenes Kind also.

Ein erwachsener Mensch, der liebt, weil es richtig und uns angeborenen ist.

Ein Erwachsener, der nicht hinterfragt, sondern Liebe als natürliches Gesetz versteht.

 

Zu absurd?

Ich weiß es selber nicht.

Wahrscheinlich stehe ich dem Psychopathen bereits zu nahe – aber damit bin ich zumindest nie allein.


 

Gebot 6 3/4: Lüge – denn „du darfst…“

In 8th sucht die Liebe on November 16, 2010 at 2:29 pm

Die Lüge als Überlebenshilfe

Würde ich nun auf der Strasse eine Umfrage starten und Passanten befragen, wie es denn um ihre Ehrlichkeit stünde, so würde ich mit zunehmender Gewissheit von den meisten hören, dass die von Grund auf ehrlich sind, oder es zumindest versuchen.Würde ich nun weiter nachbohren, würde ich wahrscheinlich 50 Prozent als Lügner entlarven. Würde ich es ganz genau nehmen, es bis ins Kleinste auseinander fusseln, so würde ich definitiv 100 Prozent in den Beichtstuhl zwingen.

Wieso?

Wir lügen permanent – wie vor kurzer Zeit eine amerikanische Studie nachgewiesen hat.Der Durchschnittsmensch in Westeuropa lügt im Schnitt fünf bis sieben Mal am Tag.Der Durchschnittsamerikaner schafft es sogar 15 bis 20 Mal täglich seinem Gegenüber etwas vorzugaukeln. Der Asiate folgt den Amis mit 12 bis 14 Mal, wobei eingeräumt wurde, dass bei den meisten Asiaten die Lüge mehr oder weniger zur Höflichkeits-Floskel verkommen ist.

Forschen wir weiter.

Wann und wen belügen wir am meisten. Die Studie ergab: Absoluter Spitzenreiter: Wir selbst.

Sogar im Schlaf. Unser Unterbewusstsein hat die Lüge als „Überlebenshilfe“ in uns eingespeichert und schützt uns somit vor dem ansonsten vorprogrammiertem Suizid.

Ein Beispiel

Die Dicke.

„Ich fühle mich wohl.“

Ähm… ja… würde ich auch, wenn ich knappe 200 Kilo jeden Tag mit mir rumschleppen müsste und noch drei Stufen das Gefühl hätte einen Marathon zurückgelegt zu haben. Klar,… der Körper sendet zwar alle Warnsignale aus, und erstickt fast selbst unter dem Eigengewicht der Hypo-Lunge, aber nein, wenn ich mir oft genug sage, dass ich mich so wohl fühle, wie ich bin, dann werde ich es auch selbst irgendwann glauben.

Zur Not hilft mir ja die Industrie.

Ich bin nicht dick, ich bin „viel Frau“.

Ich bin nicht fett, ich bin „mit weiblichen Rundungen gesegnet“.

Ich bin nicht Elefant mit Titten, ich bin „eine starke Frau“.

Ja.

Das hilft.

Würde man sich jedoch jeden Tag sagen, man sei dem Erstickungstod nahe und sollte vielleicht doch mal etwas dagegen unternehmen, was man dann nie tun würde, so wäre der Strick im Wohnzimmer eine Kultdekoration in amerikanischen Wohnzimmern.

Ein anderes Beispiel:

Männer, die wir als Macho bezeichnen.

Definition: Mehr Gel im Haar, als Geschmack am Leib. Mehr Duftwasser, als Badewasser. Mehr Protz – und das mit Trotz.

Ein Mann, der die Überlegenheit des Geschlechts mit den nach aussen gestülpten Geschlechtsorganen als ein natürliches Gesetz hinnimmt und deshalb auch gerne Lesben beim Sex zuschaut, weil er weiß, dass er sie beide allein durch seine Anwesenheit auf Hochtouren bringt.

Ein Abbild Gottes, der verstanden hat, dass Größe nicht alles ist, da er oft selbst nicht mit dem europäischen Durchschnitt mithalten kann, sich aber trotzdem fühlt, als träge er eine Atomwaffe zwischen seinen Schenkeln.

Ein Vorsprung der Evolution, der uns wohl Tag für Tag symbolisiert, dass die Selbstlüge ein Selbsterhaltungstrieb sein muss und dass Goldkettchen dazu scheinbar sehr dienlich sind.

Der Macho, der uns auch Aufschluss darüber gibt, wie arm uns die Lüge aussehen lassen kann.

Weitere Beispiele:

Eltern von dummen Kindern, die immer noch daran glauben, dass ihr Sprößling irgendwann noch einen Entwicklungsschub einlegen könnte.

Hartz IV Empfänger, die dem System die Schuld geben und somit vor sich selbst die Illusion der Unschuld erzeugen – sie sind doch die Opfer der Gesellschaft.

Problem: Sie sind die Gesellschaft. Nur eben eine gern lügende Gesellschaft und somit ist ja alles wieder im Lot.

Menschen in Beziehungen, die nach einiger Zeit anfangen sich selbst zu belügen und somit die Beziehung zumindest in ihrer Vorstellung idealisiert erhalten können. Klar. Schluss machen wäre ja nicht so praktisch, ausserdem läuft´s ja bei den Freunden so gut, wieso dann nicht zumindest in der Vorstellung bei mir auch.

Ja, ja… die Kraft der Lüge.

Wir machen uns täglich Sorgen um die Umwelt, die wegen Lügen nun in der Misere steckt, um Kriege, die auf Lügen basieren, um Todesfälle, die ohne Lügen nur Fälle wären. Wir zerbrechen uns den Kopf um unsere Zukunft, um uns dann belügen zu müssen, da die Realität der Zukunft irgendwie weniger Lebensmut erzeugt als ein „Des wird scho wieder“.

Und wir Singles belügen uns in dem wir an das „Der Richtige war noch nicht dabei“ glauben und es zu unserer Religion erklärt haben.

Verständlich.

Klingt ja auch besser, als „Ich bin unfähig zu lieben“, oder „Ich sollte erstmal bei mir ansetzen, bevor ich Liebe von anderen erwarten kann.“ – würde dann ja nur Arbeit an sich selbst nach sich ziehen.

Konfrontation.

Unannehmlichkeiten.

Also wieso das Ganze?

Ich weiß, dass bei mir einfach noch nicht der Richtige dabei war. Punkt.

Und jetzt setz ich mich auf meine Couch, schalt die neue Glotze an, die ich mir von meinem Hartz IV-Wohngeld gekauft habe, mach mir ein paar Brote mit dem neuen „Du darfst“-Brotaufstrich, bin ja immerhin „viel Frau mit weiblichen Rundungen“ und schieb mir dann nen Lesbenporno rein.

Dann ist die Welt wieder in Ordnung.

Versprochen.


6. Gebot: Lüge und übersehe!

In 8th sucht die Liebe on November 13, 2010 at 12:26 pm

Ich weiß, dass ich mich vor allem mit diesem Gebot sehr weit aus dem Fenster lehne – immerhin widerspreche ich der Kirche. Doch habe ich zwei Argumente in der Hinterhand, die mich dessen befähigen. Zum einen bin ich ausgetreten und habe mir somit das Recht eingeräumt zu kritisieren und zu widersprechen, und zum anderen habe ich niemals Frauen verbrannt, weil sie rote Haare haben. Auch unterstütze ich keine katholischen Sekten in Osteuropa und lasse meine Finger von kleinen Jungen. Ergo: Ich darf dagegen sein – zumindest in meinen Augen.

1.) Die Lüge als Kompliment in der roten Woche.

Meine persönlichen Beispiele: Lil, mal wieder,alle Frauen ab 40, zu denen Lil gerade so noch nicht zählt, und alle Frauen während ihrer immer wiederkehrenden roten Woche.

Die Erläuterung an dieser Stelle ist einfach.

Eine Frau, die eh leidet und der es schlecht geht, weil sie mehrere Tage lang permanent Blut verliert, möchte nicht hören, dass sie gereizt, ihre Brust angeschwollen, ihr BH dadurch zu knapp, ihre Haut etwas schlechter, ihr Charakter hormonell vernebelt oder sie gerade unausstehlich ist.

Ich garantiere, obwohl ich keine Frau bin, dass genau an diesen Tagen ein Kompliment, sei es auch eine Lüge, Wunder bewirken kann. Ein „Du siehst heute so gut aus, hast du was mit den Haaren gemacht“ kommt immer gut, egal ob direkt nach dem Friseurbesuch, oder gerade aus dem Bett gekrochen. Sie wird meistens sagen „Nein, wieso?“ und die einzig richtige Antwort ist in diesem kritischen Moment des Blutverlustes: „Du siehst irgendwie besser aus.“

Und keine Sorge. Frauen fragen hier nicht nach, sie geniessen und es lässt sie für einen Moment vergessen, dass sie biologisch gesehen das leidende Geschlecht sind.

Leider kann man diesen Trick, der ehrlich gesagt aus reiner Selbstschutzfunktion entstanden ist, nicht jeden Monat wiederholen, da ich aber Lil nun seit über vier Jahren Monat für Monat „bluten sehe“, habe ich instinktiv erforscht, dass ebenfalls zulässig Aussagen wie „Hast du abgenommen?“, „Warst du in der Sonne? Deine Haut sieht heute so gut aus?“ oder „Neue Hose? Macht echt en tollen Arsch.“ sind.

Zu vermeiden sind emotionale Themen, da die Frau, bzw. der Bluter hormonell in dieser Phase sehr unkontrolliert reagieren kann.

Von übermäßiger Gereizheit bis hin zu erhöhter Sensibilität ist alles vertreten. Also nicht wundern, wenn Frauen aus dem nichts anfangen zu brüllen, zu heulen, oder eben als Multi-Tasker beides gleichzeitig tun. Warum? Wissen sie oft selbst nicht. Scheinbar wird während der Menstruation auch die ein oder andere Portion Vernunft und Menschenverstand hinausgespült und wächst dann wieder nach.

Und auch hier, da wir langsam in den biologischen Sektor rutschen, möchte – nein, MUSS ich aufklären, warnen und Schlimmeres verhindern.

In der Regel passiert es vor der Regel.

Wir nennen diese Zeit PMS ( Prämenstruelles Syndrom ) oder aber „Mann, lauf so schnell du kannst“-Phase. Es ist die Schlacht, die die Löwenmutter austrägt, und danach zieht sie sich zurück, blutet aus, pflegt ihre klaffenden Wunden mit Wattestäbchen, die im Körperinneren aufgehen und alles aufsaugen. Auch bekannt als die Phase der Magenkrämpfe und der übersteigerten Sensibilität.

Wir dürfen nicht vergessen: Eigentlich ist die Frau das aufnehmende Geschlecht. Auch wenn sie in Familienkonstellationen, Beziehungen oder aber auch Freundschaft meist die Männerrolle übernimmt – bewusst, oder aber auch unbewusst – und gebend ist. Zu beobachten im Punkto Zuneigung, Liebe, Nähe, Geborgenheit und Zusammenhalt.

Ergo: Die Frauen sind die echten Männer.

Also gönnen wir ihnen doch die eine Woche im Monat, in der sie auch mal Frau sein dürfen, überschütten sie mit Liebe, Komplimenten und Lügen.

2.) Die Lüge als Friedensnobelpreisträger.

Ich habe mal einen Typen gedatet, der, wie es die BRAVO ausdrücken würde, „ein echter Dreamboy“ war. Es war unser drittes Date und es kam zum ersten Kuss.

Gut.

Sehr gut sogar.

Also machten wir weiter.

Das Knutschen wurde wilder, die Zunge aktiver und ich setzte meinen „WOW“-Blick ein, um ihm zu symbolisieren, dass er seinen Job da schon verdammt gut machte. Ein Zungenakrobat, aber dabei voller Profi. Zeigen was man kann, aber seine Qualitäten nicht im Übereifer ersticken. So mag ich das.

Um ihn meinen lobpreisenden WOW-Blick zuwerfen zu können, musste ich mehrere Zentimeter Abstand gewinnen, damit er die volle Ausdruckskraft meines Gesichtes erfassen konnte. Ich wollte schon ansetzen, meine Augenbrauen etwas nach unten ziehen, meine Augen Bände sprechen lassen, als…

Da war er. In seinem makellosen Gesicht, knapp oberhalb der Profilippe hing er. Ein Bergsteiger, der sich nach und nach abseilte. Scheinbar muss ich an dem Abend sehr ehrgeizig gewesen sein, da ich ansonsten Menschen mit meiner Kusstechnik nicht wirklich in Trance versetzen kann, aber er hat es nicht gemerkt. Da baumelte er. Ein fetter Rotzklumpen, der dank der Schwerkraft langsam aber sicher auf das Feld oralen Stimulation zusteuert.

Ich musste sofort umschwenken, versuchte mir aber meinen WOW-Blick nicht durch seinen Rotzklumpen versauen zu lassen. Immerhin hatte er sich diesen bis dahin verdient. Eine Lüge musste her. Nur diese konnte mich retten. Andernfalls hätte ich die Knutschorgie mit ungebetenem Gast fortsetzen müssen.

Spontan kam aus mir: „Hör auf. Ich bin nicht so einer…“ Auch wenn ich es gerne wäre. „Das geht mir viel zu schnell. Ich bin kein leichtes Mädchen.“ Er sagte nichts, war wahrscheinlich immer noch von meiner Kusstechnik, die an diesem Abend besonders war, da ich ja mithalten wollte, begeistert und so drehte ich mich weg und ging. Verfluchte natürlich unterwegs nach Hause die Tatsache, dass er scheinbar chronisch erkältet war, aber der Ekel hatte gesiegt und die Lüge ließ uns beide unser Gesicht bewahren.

Es herrschte seitdem Frieden. Frieden zwischen ihm, mir und seinem Reinhard Messner.

Natürlich hätte ich ehrlich sein können. Natürlich hätte ich ihm sagen können „Ey du, dir hängt da was fettes aus der Nase“. Aber was hätte es verändert? Er wäre mit feuerrotem Kopf ins Bad gelaufen, hätte sich in Grund und Boden geschämt, mir nie wieder in die Augen sehen können und ich hätte seitdem immer Ausschau nach neuen Abseilern gehalten, wenn wir wieder den Genuss der Lippenakrobatik nachgegangen wären.

Also war dies der bessere Weg. In diesem Fall…

Ein Anderer war Marco. Selbe Geschichte, nur war es diesmal unser zweites Date. Es war auf dem Geburtstag eines gemeinsamen Freundes. Wir trafen uns „rein zufällig“ in der Schlange vor der Toilette, ich provozierte ihn mit meinem „Hello“-Blick und schon geschah es. Kuss eins, zwei, drei…

Als es nur um die „Lippen an Lippen“-Taktik ging, muss ich ihm großes Lob aussprechen. Er wurde seinem Ruf, ein guter Küßer zu sein völlig gerecht. Doch dann packte ihn der Übereifer und er wagte sich auf das Feld der Zungenkunst hinaus.

Langsam drängte er sich noch ein paar Millimeter näher an mich heran, zwang sanft meine Lippen auseinander -bis dahin alles super- und dann kam er mit seiner Zunge reingefahren. Und hier hörte der Spass auf.

Seine Zunge lag wie gelähmt auf meiner. Als hätte mir jemand ein totes Stück Fleisch in den Mund geschoben. Ich versuchte es zwar durch wildes Bewegen meiner Zunge wieder zu beleben, aber der Exodus schien schon vorher eingesetzt zu haben.

Ich zog mich etwas zurück, so dass seine Zunge meinen Mund verließ und sie hing einfach so weiter. Ich dachte schon an spontan einsetzende Lähmungen, aber nichts da. Ich nahm meinen Zeigefinger und schob seinen Lappen zurück. Er öffnete die Augen und lächelte mich an.

So. Was sagt man da nun?

Ich versuchte es mit: „Lass uns hier aufhören. Das wird mir zu heiß.“

Und er glaubte es mir.

Es ist eben fast immer einfacher an eine Lüge zu glauben, als an der Wahrheit festzuhalten, sich mit ihr zu konfrontieren und in den meisten Fällen sogar einsehen zu müssen, fast das ganze Leben mit mindestens einer Lüge verbracht zu haben.

5.Gebot: Sei blind für Inneneinrichtungen.

In 8th sucht die Liebe on November 4, 2010 at 12:16 pm

Es heißt doch „Zeige mir deine Freunde und ich weiß, wer du bist.“. Ich behaupte „Zeige mir deine Wohnung und ich weiß, wer du bist.“

sei auch zulässig.

 

Mein persönliches Beispiel: William. Kurz: Will.

Wir trafen uns bereits zehn Mal. Jedes unserer Dates war auf eine Art „besonders“ – im positiven Sinne. Scheinbar perfekt.

Die Gespräche waren immer sehr unterhaltsam und reichten in ihrer Thematik von profan bis hin zu Tiefenpsychologie. Das „Kribbeln“ war auch immer dabei. Die berühmten „Schmetterlinge“ wirbelten auch mal wieder etwas Staub im Bauch auf.

Im Bett klappte es auf Anhieb. Dort landeten wir nach unsrem fünften Date. Ausnahmsweise in meiner – zu dem damaligen Zeitpunkt aufgeräumten – Wohnung. Der Sex war grandios. Stundenlang, leidenschaftlich, schweißtreibend, hart, weich, wild, zart, nah und wie eine Droge, nach der man sich immer wieder verzerren würde. Es war diese Art von Sex, bei dem man sich verschwitzt, eng umschlungen in den Armen liegt, von der Ekstase angetrieben, dem anderen ins Ohr stöhnt, schreit, nach mehr verlangt, mehr will, mehr gibt – aber nichts erwartet…

Wir konnten über alles sprechen – taten es auch. Gingen zusammen ins McDonalds und in das Fünf-Sterne-Restaurant, ins Kino und in die Oper, zu Armani und zum H&M.

Er war ein echter Mann. Durchtrainiert, mit breiten Schultern und unfassbar weicher Haut. Scheinbar mit einem Sensor ausgestattet, der sofort alle meine erogenen Zonen ortete – was bei mir nicht unbedingt einfach ist, denn „Schwanz“ steht nicht an der Spitze meiner persönlichen Charts.

Kurz um: Es deutete alles auf eine echte, reife Beziehung hin.

Doch dann kam es. Das „erste Date“ mit seiner Wohnung.

An den Wänden im Flur lachten mich Holzschaukästen an, in denen seine Swatch-Armbanduhren-Sammlungen deponiert waren. Ein Sammler also. OK! Weiter in Wohnzimmer, wo mich eine riesige rustikale, dunkle Holzschrankwand förmlich erschlug. In der Ecke auf einer billigen griechischen Plastik-Säule der klassische –und in Material zur Säule passende- Plastikfarn. An der Wand ein Hirschkopf. Ein echter Hirschkopf.

Ob er den selbst erlegt hatte?

Ein Sammler und ein Jäger?

Ich wollte nicht nachfragen, denn mein Augenmerk wurde von dem wunderschönen beleuchteten Wasser-Fall-Bild abgelenkt, welches wenige Meter neben dem Hirschkopf an der Wand hing. Eines dieser „optische-Effekte“-Bilder, welches man aus dem Dönerladen ums Eck kennt. Das Zentrum des Raumes wurde gebildet durch die alte, durchgesessene Ledergarnitur und einen Fliesencouchtisch. Ich wusste gar nicht, dass solche Dinge noch existieren – beziehungsweise existieren dürfen. Aber gut.

Zusammengefasst: Das Zimmer wurde also von Holz, Plastik, künstlichen Wasserfällen und echten Fliesen erdrückt, erstickt, erschlagen.

Alles berührt von der sanften Hand der Staubfee, die hier allerdings scheinbar zur Untermiete als Dauergast hausierte.

Im Schlafzimmer setzte sich das innenarchitektonische Drama fort. Das typische 1960-Holz-Schlafzimmer. Nicht kultig. Nein. Einfach nur holzig. Ich fühlte mich wie in einem Sägewerk, als wir abends den Tag in seiner blauen Bettwäsche mit riesigen Sonnenblumen ausklingen ließen. Der Sex an dem Abend war leider ebenso berauschend, wie die Inneneinrichtungs-Fähigkeiten Williams – meines –wie mir in jener Nacht klar wurde- „Lebensabschnittsgefährten“.

An der Wand über dem Bett hing eine Landschafts-Ölgemälde-Fälschung, die mich ständig an meinen Opa erinnerte. Im Fokus hatte ich also die Wahl zwischen meinem Großvater oder der Plastik-Palme zu meiner Rechten. Beides in Ehren – aber weder das Eine, noch das Andere sollten Bestandteile meines Sexuallebens werden.

Zusammengefasst: Das zweite erste Date war ein kompletter Reinfall und mir war klar, dass ich von meinem Rückgaberecht Gebrauch machen musste.

Drei Tage später mussten wir „reden“.


 

4.Gebot: Löse dich von Klischees und suche die Liebe nicht unter einem Balkon.

In 8th sucht die Liebe on November 1, 2010 at 9:27 pm

Zur Erklärung dieses Gebotes bediene ich mich eines gängigen Beispiel-Pärchens mittleren Alters aus Westeuropa.

Zu testendes Klischee: Der Liebesbrief

Ein Klischee, welches in der Zeit der romantischen Phase erfunden wurde. Dank großen Schriftstellern mit einer Messlatte versehen, die für einen Normalsterblichen nicht zu erreichen ist. Und glaubt mir, ich habe in meinem Leben mittlerweile so einige Liebesbriefe bekommen. Oder zumindest Briefe die der Verfasser als Liebesbriefe betitelte, die allerdings in meinen Augen einfach nur eine Fülle an Peinlichkeiten und grammatischen Süden waren. Die meisten täten sich besser daran keine Liebesbriefe zu schreiben, geschweige denn es überhaupt nur zu versuchen. Und so denke ich, dass die meisten Männer auch wissen, dass sie die Finger davon lassen sollten. Was an sich eine vernünftige Haltung zu diesem Thema ist.

Allerdings haben dies leider die Frauen noch nicht begriffen. Und nun flechten wir folgenden Fall in das Leben unseres Beispiel-Pärchens ein.

Die beste Freundin unserer Hauptdarstellerin hat von ihrem neuen Freund einen Liebesbrief bekommen. Dieser wird natürlich vor versammelter Mannschaft, der Weiberrunde, vorgelesen und jeder sieht über all die grammatischen Fehler hinweg und findet es einfach nur „süß“.

Unserer Hauptdarstellerin geht nun nach Hause und auf dem Nach-Hause-Weg wird ihr bewusst, dass ihr Freund ihr noch nie einen Liebesbrief geschrieben hat. Sie kam bis dato auch nie auf die Idee einen solchen literarischen Erguss zu erwarten. Wenn aber ihre Freundinnen so etwas bekommen, wieso sie denn nicht? Sei sie nicht gut genug? Liebe er sie nicht so sehr wie sie es denn verdient hätte?

Bei Frauen werden Selbstzweifel oft umgewandelt in Wut und passive Aggression. Ich gebe hierfür (und für alle anderen Fehlfunktionen der weiblichen Spezies) der Menstruation die Schuld.

Und so wird aus „Bin ich nicht gut genug?“ recht schnell ein „So ein Arsch! Ich bin nur dafür da, um ihn zu bekochen, zu befriedigen und ihm hinterher zu räumen!“. Diese Transfusion meistert eine Frau meistens innerhalb weniger Minuten – also noch bevor sie nach Hause kommt. Nun öffnet sie die Haustür und egal was der Mann nun macht – er wird es falsch machen.

Ich erläutere.

1.1.) der wahrscheinlichste Fall: Er liegt mit einem Bier auf dem Sofa und schaut fern.

Sie kommt rein. Er: „Und wie wars?“ – Sie sagt: „Ganz ok.“ Sie denkt: „Du blöder Arsch. Es ist nicht aufgeräumt. Du hättest ja mal für mich kochen und mich überraschen können, wenn du es schon nicht fertigbringst mir einen einfachen Liebesbrief zu schreiben.“

Fazit: Sie sauer. Er weiß nicht was los ist. Er, leider so dumm, und hinterfragt: „Ist alles ok?“ – Sie sagt: „Ja. Alles bestens.“ Sie denkt: „Das ist ja wohl die Höhe. Er merkt nicht mal was? Ihm ist es also egal, dass es mir schlecht geht, sonst würde er nicht so blöd fragen und seinen fetten Arsch von dem Sofa hochbekommen und die Scheiß Glotze ausschalten. Ich bin ihm also egal.“

Fazit: Er – falsch. Komplett.

1.2.) der unwahrscheinlichste Fall: Er hat gekocht. Frische Blumen stehen auf dem Tisch. Kerzen. Die ganze Wohnung ist aufgeräumt. Sie betritt den Raum. Er, im Anzug: „Und wie wars? Ich hoffe du hast noch etwas Hunger?“ – Sie sagt: „Oh… das ist ja so nett von dir.“ Sie denkt: „Klar. Zu blöd um einen einfachen Liebesbrief zu schreiben und nun versucht er seine eigene Unzulänglichkeit mit Essen zu vertuschen. Peinlich. Und ausserdem hasse ich diese Blumen – das müsste er wissen. Ich werde aber nichts sagen. Ich will es nicht noch schlimmer machen, als es eh schon ist. Ich habe also einen Gefühlsanalphabeten an meiner Seite. Jackpot. Und ja… das Essen ist versalzen. War zu erwarten.“ Sie lächelt trotzdem und übt sich insgeheim im Hobby aller Frauen – der eigenen Selbstkasteiung.

Ergo: Würden wir auf Klischeevorstellungen verzichten können, die uns täglich von der Werbeindustrie, der Literatur und der Filmindustrie vorgegaukelt werden, wären wir wohl der ideal Beziehung ein großes Stück näher.

Ergo ergo:  Lieber Shakespeare lesen, als Shakespeare leben wollen. Der Typ war auch schwul und hatte keine Ahnung von Heten-Beziehungen. Welcher Mann trinkt Gift wegen ner Frau? Bier? – Ok… aber Gift… die Zeiten sind vorbei. Also lasst uns endlich losdenken und eigene Klischees kreieren. Für uns, von uns, und für uns lebbar.

Ergo: Das Glück hat nichts mit einem Balkon zu tun.

3. Gebot: Wir daten Menschen und nicht Pornos.

In 8th sucht die Liebe on Oktober 31, 2010 at 1:14 pm

An dieser Stelle möchte ich das Wort an alle Männer da draussen richten. Egal ob Hete oder Homo.

Alle Schwanzträger einen Schritt vor.

Es gibt zwei Sachen, die ich und, aus Erzählungen, die meisten Frauen, die ich kenne einfach nur lächerlich im Bett finden. Zum einen Babysprache.

(An diesem Punkt glaube ich kurz für die Menschheit zu sprechen.)

Wenn ihr euch schon in Dirty Talk versuchen wollt, dann tut es richtig. Das sind „Titten“ und keine „Tittis“. Und niemand möchte dem „unartigem kleinen Jungen den Popo versohlen“ – niemand. Wenn, dann wollen wir einen erwachsenen Mann unterdrücken, ihn foltern, ihn schlagen. Auf den Arsch. Nicht den kleinen Jungen auf den Popo. Verstanden?

Und wenn euer Dirty Talk, der scheinbar für viele unabdinglich zu gutem Sex dazugehört, die Pubertät überstanden hat, dann bitte – bitte – in Maßen. Das ist echter Sex, den ihr da mit uns habt. Es ist kein Porno. Es ist das wahre Leben. Also will niemand hören, dass ihr gerade eine „dreckige Fotze fickt“. Es will niemand irgendwelche blöden Zitate aus den 12 Geschwollenen, oder dem Fick der Sterne. Ihr seit kein Soldat, kein Jedi-Ritter und auch kein Anwalt. Und solltet ihr es doch sein, dann bitte nicht im Bett. Es hat niemand etwas gegen ein „Fick mich“, wenn die Halbzeit vorbei ist und man direkt auf das Finale mit hoffentlicher Verlängerung zusteuert. Aber bei keinem Spiel der Welt schreien die Cheerleader ununterbrochen. Also müsst ihr es auch nicht tun. Wir brauchen keine Anweisungen im Bett. Und auch nicht unbedingt permanente Bestätigung. „Gut, gut … ja… genau so… ja… genau dort.“ Nein. Schon mal etwas gehört von „der Gentleman genießt und schweigt“. Es heißt „schweigen“ und nicht „ständig ja-du-geiles-Stück-brüllen“.

Ich persönlich bin eher der ruhigere Typ mit eingebautem Orgasmusfrühwarnsystem. Also dem klassischen „…ich komme… ich komme… ich komme…  – JETZT!“ Und ich finde, dass das genügt.

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich unterscheide stark zwischen sprechen und stöhnen. Und Letzteres ist erwünscht. Mehr sogar. Pflicht bei gutem Sex, oder Höflichkeit bei Schlechtem. Aber niemand will einen Porno nachspielen. Und wenn ihr einmal ehrlich zu euch selbst wäret, müsstet ihr zugeben, dass die Meisten von euch in Sachen Größe, Dicke und Stehvermögen einem Pornodarsteller auch nicht wirklich das Wasser reichen können. So versucht es bitte nicht durch deren Vokabular wieder gut zu machen. Dadurch wird aus einem Schwänzchen auch kein Schwanz. Also. Vorschlag. Wir sagen nie wieder „Schwänzchen“, wenn ihr nicht jeden Sex mit uns als ein Casting für „Der Pimmelnator“ anseht.

Standpauke Ende.


2. Gebot: Ganz oder gar nicht – und definitiv ohne „-chen“

In 8th sucht die Liebe on Oktober 30, 2010 at 6:15 pm

Thema:
„die magischen drei Worte“

These:
Von diesem Worttrio gibt es meiner Meinung nach zwei. Zum einen natürlich die romantischen, Herz höher schlagen lassenden, oder aber auch Brechreiz auslösenden drei „Ich liebe dich“.
Lil und ich sind uns einig. Oft – fast immer ist es unnötig es auszusprechen. Ich finde sogar, dass man übersparsam damit umgehen sollte.

„Ich liebe dich.“ – Großartig. Einfach nur großartig.

Ganz im Gegensatz zu seinem engsten Verwandten. Dem zweiten Worttrio.
Diesem möchte ich mich etwas ausführlicher widmen, da es in meinen Augen ein Novum darstellt. Über „Ich liebe dich“ gibt es Bücher, Buchbände, Bildbände, Poster, Postkarten, Enzyklopädien, Internetseiten, T-Shirts,… ganze Industrien bauen auf dem magischen Worttrio Nr.1 auf. Aber ich habe bisher kein T-Shirt, kein Buch, keine Postkarte gesehen, oder gar von einer gehört, die sich voll und ganz seinem Bruder widmet. Er gerät scheinbar komplett in Vergessenheit. Ich spreche von den magischen drei Wörtern:
„Wir müssen reden.“
Sie werden eben so oft gebraucht, wie ihr Pendant. Wenn nicht öfter. Blicke ich auf meine bisherigen Beziehungen, so überwiegt eindeutig Worttrio Nr.2! Es ist auch viel facettenreicher, vielseitiger als ein „Ich liebe dich“, welches in Eindeutigkeit nicht zu übertreffen ist.
„Wir müssen reden“ kann stehen für:
„Verpiss dich.“
„Verpiss dich sofort.“
„Verpiss dich mit zwei Wochen Frist.“
oder
„…ich habe jemanden kennen gelernt, der besser ist – im Bett, beim Kaffee, beim Fummeln, beim Reden, bei Allem…“
„…ich bin dir fremdgegangen und hab´ jetzt ´nen Tripper, weil ich dachte, ich würde ihn noch rechtzeitig rausziehen – schäme mich jetzt aber und werde dich anlügen und sagen, es stimme nicht mehr zwischen uns, weil ich mir nicht die Blöße geben möchte, mit der Wahrheit rauszurücken…“
„…Schatz, ich würde gerne noch etwas blöd durch die Gegend ficken, bevor ich mich fest binde…“
Oder aber, wie zum Beispiel in meinem Fall…
„Ich weiß nicht, was ich will, aber ich weiß, dass ich dich nicht will.“
Die Liste ist endlos.
Aber alle Gespräche beginnen mit den „magischen drei Worten“ Nr.2. Wie ehrlich die Diskussion ist, die sich daraus ergibt, ist unterschiedlich. Entweder es wird die pure Wahrheit, oder pure Lüge. Eigentlich ist es auch egal, denn danach ist eh Schluss.
Und nach einer kurzen Gesprächspause, nachdem sich beide mit Vorwürfen bombardiert haben, wird er lüstern fragen: „ Ein letzter Fick?“ und sie wird mit steigender Wahrscheinlichkeit sagen „Ja.“   (Sex and the City“ sei dank). Oftmals landet man dann wenige Wochen später beim Abholen der letzten Sachen aus der Wohnung des anderen erneut im Bett, bis sich eben alles im Sand verläuft und jeder neue Wege geht.
Halten wir also fest: Eine Beziehung beginnt interessant zu werden ab dem Nicht- Sagen, sondern Wissen der „magischen drei Worte“ Nr.1 und ihr Ende wird eingeläutet durch deren Bruder, die „magischen drei Worte“ Nr.2.
Normalerweise.
Bei mir läuft es so ab, dass Worttrio Nr.2 Nr.1 zuvorkommt. Nachdem mir mein „Partner“ zig Mal seine Liebe gestanden hat und es eigentlich an mir wäre endlich mal etwas zurückzugeben, springe ich gleich zum Punkt 2 der Tagesordnung über und mache Schluss. Eingeläutet durch die klassischen Drei „Wir müssen reden“.
Bisheriger Rekord meiner Dreistheit, folgender Dialog:
„Mathias, ich liebe dich.“ – „Wir müssen reden.“

Aber ich muss warnen, auf ein Ungetüm der deutschen Sprache aufmerksam machen, bevor ich das Thema ad acta lege. Sollte dies Herr Bastian Sick in einem seiner Bücher schon getan haben, so bitte ich an dieser Stelle um Entschuldigung.
Beim „ich liebe dich“ stehen wir in Deutschland vor einem schwer zu lösendem Problem. Es gibt hier zulande zu viele –ich nenne sie- Pseudo-„ich liebe dich“-s.
Beispiele hierfür sind „Ich mag dich sehr, liebe dich sogar.“ oder „Na, ich liebe dich halt.“
Es genügt auch schon die berühmte Abstinenz des „e“, um aus dem höchsten Gefühl einen Schlag ins Gesicht zu machen. Das „Ich lieb_ dich“ ist gleichzusetzen mit „Ich liebe dich – fast“, „Ich liebe dich aber eben nicht so ganz.“ oder „Ich liebe dich – so wie meinen Hund.“
Auch wenn durch das Weglassen des „e“ aus dem zweisilbigen „lie-be“ das einsilbige „lieb“ wird und es somit leichter von der Zunge geht, so sollte man es sich einfach sparen. Hier gilt „Entweder ganz oder gar nicht!“. Und seltsamerweise kackt auch niemand rum, wenn es darum geht Liebesbekundungen an Sachen, Dinge oder Sportarten loszuwerden.
„Ich liebe Erdbeeren.“
„Ich liebe Sex am Morgen.“
„Ich liebe Fußball.“
Vielleicht sollten wir uns hier (und bitte wirklich nur an dieser Stelle) ein Beispiel an den Amerikanern nehmen. Die lieben einfach alles.
„Oh – I´m loving it.“
„I love you.“
„I love everything.“
„I love Georg W. Bush.“
„I love throwing bombs on other countries.“
Stopp – vergessen wir es lieber. Kein Beispiel an den Amerikanern nehmen. Nie.
Das Einzige worum ich sie beneide, ist die Nicht-Existenz von         „-chen“ und „-lein“ und Oreo-Keks im Überfluss.
Ich möchte hier nicht auf die Unmengen von Verliebkosungen eingehen, die einfach nur bulimiesch auf mich wirken. Nein – ich möchte mein Wort an alle Frauen da draußen richten und ihnen mitteilen, was Schwule schon längst verstanden haben. Dies tue ich Achim zu Liebe (zu Liebe, nicht zu Lieb_!), der neben der Dominanz seiner Frau auch eine Erwähnung in diesem Buch verdient hat.
Frauen, es heißt Schwanz. Nur Schwanz. Nur. Verstanden?
Ich weiß, dass ihr große Freunde von Spatzilein, Schätzchen, Mäuschen und Schatzilein seid, aber gönnet euren Männern diesen Triumph.
Es heißt Schwanz.
Als Kosenamen kommen höchstens „Monsterprügel“, „Riesenkeule“, „Hammer“ oder „Killerdegen“ in Frage. Niemals – und ich wiederhole – niemals „Schwänzchen“.
Egal wie groß er ist. Niemals „Schwänzchen“.
Das ist so, als würdet ihr sagen „Sieht aus wie ein Schwanz – nur kleiner.“
Versteht ihr nicht?
Sagt uns wir seinen blöd, ungebildet, unkreative Vollidioten, unromantische Biersäufer, hätten keinen Geschmack, verstünden nie, worum es euch ginge, könnten nie die Arbeit verrichten, die ihr Tag für Tag auf euch nehmt,…
All das – aber sagt niemals Schwänzchen.
Das ist unser Männlichkeitssymbol. Der Phallus. Unsere Waffe. Immer zum Abfeuern bereit. Kurz: Unser Amerika.

Wir tun alles, damit das dort groß und prall aussieht. Deshalb lassen sich auch Männer nach Hodenkrebs und dem Verlust eines „Bällchens“ ein Hodenimplantat setzen. So wie Frauen sich eben die Brust vergrößern, verkleinern, liften, straffen. Manche Männer gehen sogar soweit und lassen sich ihr bestes Stück operativ verlängern. Versteht ihr nun? Männer nehmen eine Vollnarkose, wochenlange Schmerzen auf sich, um einen Schwanz und kein Schwänzchen zu haben. Es ist unser ganzer Stolz. Da steckt alles drin. Dadurch feuern wir unser Gen-Material raus. Erhalten dadurch die Menschheit. Die Zivilisation würde ohne unsere Schwänze nicht existieren.
Da darf man nicht ein „-chen“ draus machen.
Das ist so, als würden wir zu euch sagen „Wow, geile Titten, nur irgendwie hängen die ein bisschen.“ oder „Nein Schatz, ich finde deine Cellulite geil – das ist sexy.“.
Emanzipation hin oder her. Nehmt uns alles. Werdet Kanzlerin. Fahrt Autos. Baut Autos. Tragt Hosen und lasst sie uns für euch nähen. Alles. Nehmt!
Ihr dürft sogar vor, während und nach dem Sex fragen, ob wir euch lieben, was wir denken und ob wir auch diese „Magie“ spüren. Alles.
Aber bitte – lasst uns in dem Glauben einen riesigen, saftigen, mächtigen Monster-Schwanz zu haben. Der Großteil von uns hat heutzutage genügend Komplexe. Und zugegeben. Die meisten Männer überschätzen sich auch, was Länge und Breite anbetrifft. Deshalb wird auch in öffentlichen Toiletten immer vor das Pissoir gepinkelt, anstatt gleich zu treffen. Sie denken er sei eben länger. Oder hatten ihn länger Erinnerung aus dem letzten Traum, in dem die zwei scharfen Zimmermädchen sich erst um ihn in einer Schlammgrube, die zufällig neben dem Hotelzimmerbett gegraben war, schlagen mussten. So sind wir eben. Dreibeiner. Schwanzdenker. Schwanzillusionäre. Und insgeheim auch alle Schwanzliebhaber.

Gebot 1 1/2: Überhöre deine Freunde, um sie lieben zu können.

In 8th sucht die Liebe on Oktober 30, 2010 at 10:52 am

Es ist wohl wirklich eine Kunst gemeinsam zu schweigen, ohne peinliche Stille aufkommen zu lassen.

Sofa, zwei Menschen, kein Fernseher, kein Buch, keine Zeitung… kein Wort.

Auch Lil und ich haben diese Kunst zu unsere gemacht.

Es funktioniert auch fast immer. Fast.

Ausfälle sind zu verzeichnen, wenn Lil mal wieder in Euphorie getränkt die Treppen zu ihrem Wohnzimmer herunter hetzt, um Achim, ihrem Ehemann, und mir eine neue Entdeckung auf der Suche nach Erleuchtung zu präsentieren.

So geschah auch letzten Dienstag.

(wichtige Anmerkung: Der letzte Dienstag fand in Lils jetzigen Leben statt – nicht in einem ihrer Früheren.)

Wäre ich Drehbuchautor, so würde ich schreiben:

Szene 1

Achim und Mathias sitzen gelangweilt neben einander auf dem Sofa im Wohnzimmer und schauen fern. Das Wohnzimmer ist puristisch eingerichtet. Hell. Mit „aufgemotzten“ Details aus der Fundgrube IKEAs, die zu Lampen umgebaut wurden und dem ein oder anderen BoConcept-Stück.

Auftritt Lil, freudig aufgebracht, euphorisch, überschwenglich

Lil: Ich habe etwas Unglaubliches entdeckt.

Achim und Mathias reagieren mit zurückhaltendem Interesse, lösen allerdings, um unnötige Diskussionen, man würde Lil keine Aufmerksamkeit schenken, zu vermeiden, ihren Fokus vom Fernseher und imitieren Interesse an Lils neuster Entdeckung.

Achim und Mathias: Aha!

Lil: Ich habe einen Mann gefunden, der Krebs heilen kann.

(Kurzer Einschub: Würde Achim und mir ein „normaler“ Mensch begegnen und uns von der ultimativen Krebs-Heilung erzählen, wären wir beide definitiv aufgeregt und interessiert, aber bei einer Frau, die hinter jedem Pickel einen Tumor und hinter jedem Hautausschlag die Syphilis vermutet, hält sich unsere ausartende Begeisterung in Grenzen.)

Achim und Mathias: Aha!

Lil: Ja, es ist der Wahnsinn. Der Mann hat ein Gerät entwickelt, dass die Zellspannung misst. Er ist der Einzige auf der ganzen Welt, der dieses Gerät hat und damit kann er Krebs heilen.

Achim und Mathias: Aha!

Lil: Und das Geniale an dem Ganzen ist, dass man gar nicht Krebs haben muss, um ihn von diesem Mann heilen lassen zu können. Das Gerät, das er entwickelt hat, nennt sich Decouder (englisch ausgesprochen) und damit kann er dir sagen, ob du Krebs bekommen wirst, oder nicht. Und wenn ja, dann kann er ihn heilen, bevor du ihn überhaupt bekommst. Genial, oder?

Achim und Mathias können an dieser Stelle ihr Lachen nicht mehr zurückhalten und Mathias fasst unter lautem Gelächter ironisch zusammen. Lil allerdings bemerkt diese Ironie nicht, da sie immer noch fasziniert von ihrer Entdeckung sicher ist, nun endlich die Welt retten zu können.

Mathias: Aha. Also du gehst gesund zu einem Mann, der einen Kasten erfunden hat, der Decouder heißt, den aber nur er hat. Er sagt dir, dann, dass du Krebs bekommen könntest, aber wenn du ihm Geld gibst, dann bekommst du es nicht?

Lil: Ja! Genial, oder?

Auftritt eines Kindes mit einer blutenden Wunde, welche es sich beim Spielen zugezogen hat. Kind weint und schreit „Mama“.

Lil: Oh Lilli, das ist doch nicht schlimm. Ich hab da so Globoli. Die helfen dir.

Abgang Lil und Kind zum Arnika-Noteinsatz.

Szene 1 Ende

Auch wenn man denken würde, dass eine erwachsene Frau aus ihren Fehlern lernen würde, so kommt Lil immer wieder mit neuen Genialitäten der alternativen Medizin auf uns zu, berichtet, erntet Gelächter und geht trotzdem zu Wunderheilern, Ghost-Rappern und Freizeit-Magiern und kämpft somit für eine besser Welt. Eben auf ihre Art. Mit oder ohne Decouder.

Und trotz des Wissens um ihre Anfälligkeit und Leichtgläubigkeit lassen Achim und ich uns ab und zu doch überreden die Wege der alternativen, übersinnlichen Heilungsmethoden auszuprobieren.

Und so lies sich Achim den Daumen eines russischen Wunderheilers in den Arsch stecken um seine Seele zu finden. Stieß dabei allerdings nur auf eine Hämorride. Und ich ließ mein junges Leben auf Traumata untersuchen und erhielt die frohe Botschaft immerhin zwei Traumata-freie Lebensjahre aufweisen zu können.


1.Gebot: Liebe deine Freunde! (und an manchen Tagen: Halte sie aus!)

In 8th sucht die Liebe on Oktober 29, 2010 at 10:02 pm

Lil ist ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben – und weil ich sie mittlerweile in und auswendig, korrigiere ich gleich und schreibe „sie sei der wichtigste Mensch in meinem Leben“, um mir wütendes Geräusper und hartes Aufschrecken ihrerseits zu ersparen.

Zeitgleich ist sie allerdings das personifizierte Vergessen.

Ein Beispiel: Man rufe sie um 16 Uhr an, erinnere sie an drei Dinge. Beispiel: ein Paar Socken, ein Buch und eine Gabel. Um 17 Uhr 30 verlässt die Dame das Haus. Und was hat sie dabei? Genau. Eine Socke. Die Andere hat sie nicht mehr gefunden, da sie eigentlich um 17 Uhr losfahren wollte, aber es irgendwie verplant hatte, oder einfach nur auf der Sonnenliege die Zeit vergaß. Offizielle Version: „Ich hatte Stress!“ Dann erklärt sie einem, welch ein „Stress“ es war allein schon diese eine Socke mitzubringen und versucht so gar keinen Raum zur Klage um die Zweite zu lassen.

„Und Buch? Die Gabel?“

„OH – da hättest du anrufen müssen.“

„Hab ich..“

„Aber mir keine SMS geschrieben, oder?“
„Ah ja…“
„Hey – ich hatte Stress.“

„Wie immer.“

„Hey – ich habe Kinder.“

Und somit bin ich schachmatt gesetzt. In Anbetracht ihrer zuckersüßen Brut kann ich mir meine „Kondome-schützen“-Argumentation sparen. Also akzeptiere ich und freue mich über meine Socke. Zumindest die Eine. Und wer weiß, mit ein wenig Glück habe ich nächste Woche Socke Nummer zwei, die Woche drauf vielleicht Gabel und dann vielleicht sogar mal das Buch. Vorausgesetzt der „Stress“ nimmt nicht überhand.

Das Argument der Kinder ist zeitgleich neben der Stress-Ausrede, die Erklärung für alles. So wie manche Menschen bei einer Diskussion nach einiger Zeit nur noch mit „Trotzdem…“  argumentieren. Lils „Trotzdem…“ ist einfach im Laufe der Jahre zu einem „Ich habe Kinder“ geworden. Sprich: Ihr Standard-Argument, wenn sie eigentlich keines mehr hat.

Ein Beispiel.

Es gibt anscheinend Menschen (ich kennen einen), die nur schlafen könne, wenn der Schlafraum einem lichtleeren Vakuum ähnelt. Einem schwarzen Loch. Es darf kein Lichtstrahl, keine sanfte Note einer durch den Vorhang schimmernden Straßenlaterne, keine leichte Projektion eines Radioweckers, kein unter dem Türspalt durch blendender Lichtstrahl – ja nicht mal ein Lichtatom im Raum herrschen, sonst können diese Menschen nicht schlafen. Kurz: Sonst wird Lil zur Furie.

Ich habe es mir ein einziges Mal erlaubt diese Umstände zu hinterfragen.

„Vor der Geburt war das anders, aber seitdem ich Kinder habe… (da ist es wieder- das Schachmattargument) …sind wahrscheinlich meine Sinne geschärft.“

Ah – verstehe. Klar. Die wachsame Adlermutter, die schützend um ihr Nest kreist.

Aber es sei doch eine kurze Gegenfrage erlaubt.

Die erstickenden Kleinkinder, die nachts nach Luft ringend um ihr Überleben kämpfen, geben die Lichtzeichen? Kämpfen sie sich wie Rambo durch den Dschungel, durch ihr Bettchen, vorbei an Rasseln, Plüschtigern, Schnullern, um zum rettendem Lichtschalter zu gelangen und der Mutter mit letzter Kraft Lichtsignale zu senden? Sozusagen kodierte Morsezeichen? Und hat jemand schon mal folgendes Szenario gesehen, miterlebt oder zumindest mal davon gehört: Eine Mutter wacht mitten in der Nacht in einem lichtleerem Raum auf, der Mann neben ihr wir ebenfalls wach und fragt nach der Ursache der Unruhe und bekommt als Antwort ein hysterisches, aber zum Kampf um das Leben des Kindes bereites „Das Kind BLINKT!“

Ich nicht. Noch nie gehört. Geschweige denn miterlebt. Aber gut, das steht hier auch nicht zur Debatte, denn die Frau hat Kinder – und Stress.

Außerdem darf man nicht vernachlässigen, dass sie nicht nur mit den Problemen des jetzigen Lebens zu kämpfen hat, sondern auch im vollen Bewusstsein ihre Fehler aller vorherigen Leben korrigieren möchte – muss – will.

Auf diese stößt sie, als angehende Heilpraktikerin und auch zugegebenermassen etwas zu fanatischer Fan des Übersinnlichen, eher zufällig. So zum Beispiel auf ihre frühere Existenz als Jüdin.

Wir waren in Berlin. Als Spät- und Frühaufsteher teilten wir uns auf. Lil besichtigte morgens alle Museen, während ich ausschlief. Am frühen Nachmittag, alias meinem Morgen, überschnitten sich unsere Tagesrhytmen und wir unternahmen etwas zusammen. Es war unser vorletzter Tag in Berlin. Lil hatte am Abend zuvor irgendetwas von einem Museum erzählt, aber ich hatte nur halb zugehört, da sie ja jeden Abend ihre Route für den nächsten Tag mit mir besprechen, bzw. mir vorsprechen musste.

Als ich aufwachte, war es früher als sonst, circa 12 Uhr 30. Ich zog mich an und marschierte sofort schlaftrunken und halb bewusstlos zur nächsten Bushaltestelle um zum Zoo zu fahren. Ich wollte den damaligen Superstar Berlins live erleben. Knut – das Eisbärenbaby. Der Plan war perfekt. In drei Minuten sollte mein Bus kommen, ich wäre in etwa eineinhalb Stunden und zwei Tassen Kaffee zu Bewusstsein gekommen und hätte so Knut kurz nach Eintreten der Nüchternheit gesehen.

Aber es kam anders. Handy. Am anderen Ende eine verheulte, an Tränen erstickende Lil.

„Ich bin v…r….sa…. worden.“

In meinem morgendlichen Charme entgegnete ich mit einem Gentleman-“Was?“

„ICH BIN VERGAST WORDEN !“ kam energisch, leicht aggressiv durch den Hörer gebrüllt, um aber gleich wieder ins Weinerliche umzuschwenken.

„Wo bist du?“

„Auf dem Klo…“

„Aha – ich fahr` zu Knut!“

Achtung an alle Männer:

Eine heulende Frau, der es schlecht, oder die auch nur annimmt, dass es ihr schlecht ginge, kann blitzartig vom Weinerlichen zum Aggressiven switchen.

„Du kannst mich hier nicht allein lassen, du Arsch. Ich bin VERGAST worden.“

Gegen „vergast worden“ gibt es kein Gegenargument. Also musste Knut dem jüdischen Museum weichen und ich musste eine vergaste 600 Jahre alte Jüdin wieder beleben.

Was tut man nicht für Freunde.