8thcourtyard

About

27, 1,84 m, vermutlich knapp unter 80 kg – wobei ich mich schon zu lange nicht mehr gewogen habe. Dunkle Haare, die ich ein Jahr lange versuchte lang wachsen zu lassen, weil ich mir einbildete, dass es mir stehen könnte, um allerdings dann zu erkennen, dass dem absolut nicht so war. Ein Mann, der deshalb gerade damit beschäftigt ist, alle Fotos, die in jener Zeit entstanden sind nach und nach zu vernichten.
Auf meiner Steuererklärung steht, ich sei Tänzer, Tanzpädagoge und Choreograph. Neuerdings auch Journalist. Habe auch alles schriftlich, wie es sich in Deutschland eben so gehört. Für alles einen schönen Schein mit einem noch schöneren Stempel oder gar einem Siegel. Ob ich das wirklich bin, weiß ich noch nicht. Es fällt mir einfach schwer, mich als solcher zu bezeichnen, da ich mich damit ja zumindest in der Berufsbezeichnung mit meinen Vorbilder auf eine Stufe stellen würde – und dafür ist es in meinen Augen noch zu früh. Viel zu früh. Aber gut – persönliche Bescheidenheit und Respekt vor der Größe anderer haben auf der Steuererklärung nichts verloren.
Bis vor guten zwei Jahren war ich noch Store-Manager eines Ladens in München, der davon lebte, zu Teueres zu teuer an Menschen zu verkaufen, die gerne Teueres zu teuer einkaufen. Ebene der oberen Schicht, die nicht mehr wirklich arbeiten, sondern arbeiten lassen. Es schien unsere Hauptaufgabe zu sein, den Menschen dort gehörig in den Arsch zu kriechen, dabei jeglichen Hauch von Eigeninitiative zu unterbinden und immer nur blöd zu grinsen – das schlug zu sehr gegen meine überproportionale Eigensinnigkeit und das Bedürfnis nach Eigenartigkeit. Und so kündigte ich nach sechs Monaten.
Mich dadurch nun als „Aussteiger“ zu bezeichnen wäre komplett überzogen, denn um ehrlich zu sein, denke ich, dass ich noch nie wirklich „Eingestiegen“ bin.
Ich verkaufte damals alles was ich besaß und begann als Tänzer von einer Produktion zur anderen zu reisen.
Heimatlos. Aus dem Koffer lebend. Behalten habe ich wenig. Alles andere wurde verschenkt, oder wenn möglich verkauft. Es blieb nur das Wichtigste.
So zum Beispiel mein silberner Parker-Füller, den ich in der siebten Klasse von meiner Mutter bekam. An dem hänge ich bis heute. Meine Mutter bekam ihn kurze Zeit zuvor von meinem Vater, benutze ihn allerdings nie (den Füller, nicht den Mann) und so wanderte er zu mir weiter. Ergo: Indirekt ein Geschenk von Mama und Papa.
Den hatte ich auch immer dabei. Alle anderen Sachen, von denen ich mich nicht lösen wollte, wurden in Umzugskartons auf die Wohnungen meiner Freunde und meiner Eltern aufgeteilt und verharrten gute zwei Jahre, bis ich nun vor wenigen Wochen wieder eine eigene Wohnung bezog und jetzt damit beschäftigt bin nach und nach alles wieder zusammen zu tragen und meine eigenen vier Wände einzurichten. Ich habe hierzu natürlich genauste Vorstellungen. Es soll eine Mischung aus IKEA- und Flohmarkt-Möbeln und dem ein oder anderen Designerstück werden. Auch soll in dieser Wohnung eine neue Ära eingeläutet werden: Meine erste Couch. Ein – wie ich finde – sehr entscheidender Punkt auf dem Weg zum Erwachsen werden.
Würde man mich nach meinen Hobbys und Eigenarten fragen, würde ich wohl antworten, dass ich gerne meine Knochen knacken lasse. Dass ich es hasse, wenn mir jemand „aus Spass“ in die Nase kneift (ja – es gibt Menschen, die so etwas tun), weil ich eine chronische Nebenhöhlenentzündung habe und somit immer fürchten muss bei solchen „Spässen“ mein Gegenüber anzurotzen.
An einem Tag, an dem ich mich romantisch fühlen würde, würde ich wahrscheinlich hinzufügen, dass ich es liebe, den Regen zuzuhören, wenn er mit dicken Tropfen gegen die Fensterscheibe oder gegen Laub klopft. Oder noch besser: Nicht klopfen, sondern Hämmern. Donnern.
Ich liebe es meine Umgebung laut wahrzunehmen. Vor allem Musik. Deshalb laufe ich auch meistens mit überdimensionalen Kopfhörern durch die Stadt, um durch sie jeden noch so kleinen Akzent der Musik aufsaugen zu können. Zeitgleich schaffe ich somit eine Art Kokon um mich herum und trage immer meinen persönlichen Soundtrack zu meinem Leben mit mir herum. Oft setze ich mich auch einfach nur in ein Café am Bahnhof und beobachte die Menschen, wie sie zu den Takten der Musik durch die Gänge eilen, hetzen, rennen, schlendern. Seltsamerweise immer richtige Akzente setzen und viel eher den Takt halten, als sie es wohl im bewussten Zustand tun würden. Das macht mir mittlerweile so viel Spass, dass ich es gerne auf mich nehme mit diesem überdimensionalen Kopfhörerkonstrukt des Öfteren zur Belustigung meiner Mitmenschen beizutragen. Aber in diesem Fall steht der Genuss vor der Ästethik.
Auch denke ich, dass ich zu hohe Besitzansprüche in mir trage. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich gerne mitten in der Nacht mit meinem Soundtrack bewaffnet mitten auf der Strasse rumlaufe und mich dabei fühle, als würde sie nur mir gehören.
Wenn ich abends zu Hause bleibe, dann verbringe ich den Abend gerne mit Tee und meiner Lotten-Decke vom IKEA, die ich vor Jahren von meiner besten Freundin geschenkt bekam, auf dem Sofa und schaue eine komplette Staffel Six-Feet-Under auf DVD auf einmal. Oder die Trilogie der X-Men mit Wolverine. Wohl noch ein Überbleibsel meiner Kindheit.
Damals wollte ich immer eine Superheld sein.
„Super-Helden sind bei ihrer alltäglichen Arbeit genügsam, oft unterschätzt und bescheiden. Wenn sie mit anderen Menschen zusammen sind, lassen sie nie jemanden an sich nah genug heran, weil sonst ihre wahre Identität entdeckt werden würde. Und Super-Helden überleben immer. Egal welche Schurken, dunklen Mächte oder Monster sie umbringen wollen. Sie schaffen es immer am Leben zu bleiben.“
Und um ehrlich zu sein, glaube ich, dass bis heute der Wille ein Superheld zu sein, in mir steckt. Und so gehöre ich wohl zu der verstörten Völkergruppe, die auf ihre „übersinnlichen Kräfte“ baut, und bestelle mir Parkplätze direkt vor der Türe beim Universum. Oder esse auf, damit es morgen nicht regnet. Gehe nie unter Leitern durch. Und so weiter.

 

An freien Tagen setze ich mich sehr gerne mit meinen Mitmenschen auseinander. Ich beobachte sie, studiere sie förmlich.

Hier hat mir das Schicksal wohl eine Gabe mitgegeben. Ich ziehe scheinbar Menschen an, die das selbe suchen, wonach auch ich mich innerlich verzerre, was ich allerdings nur scheinbar schwer zulassen kann:

DIE LIEBE.

Diesem Thema möchte ich mich in meinem Blog widmen, weil ich mir nichts Grossartigeres vorstellen kann, als frei vor einem Mensch zu sein, fliehen zu können, den Luxus von Vertrauen geniessen und trotzdem nie in Ketten gelegt zu werden.

Mein BLOG.

 

  1. krass. sehr berührend.

  2. Sehr schön!!

  3. Wow, ich hätte schon früher anfangen sollen deine Blogs zu lesen…

  4. „sehr berührend“ trifft es genau.

    „krass“ sollte es eigentlich nicht sein, denn er geht und tanzt sich ja nur mit gesundem menschenverstand und riesigem herzen durch die welt.

  5. Wow! Echt schön…..

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