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Gebot 9: Bleibe stehen, um nicht nur zu stolpern.

In 8th sucht die Liebe on Januar 21, 2011 at 8:09 am

Ich bin kurz davor über mein eigenes zu stolpern. Es passiert nichts mehr – es überschlägt sich alles nur noch.

 

In manchen Momenten versuche ich den Augenblick festzuhalten, durchzuatmen, zu realisieren, was in mir und mit mir passiert, doch ehe ich überhaupt begreifen kann, welch Wellen dieser kleine Kieselstein werfen könnte, plumpst schon der nächste Brocken ins Wasser und mein ganzes Leben scheint komplett aufgewühlt.

 

Leben?

Es ist schon fast grotesk in diesem Zusammenhang von einem „Leben“ zu sprechen – „Existenz“ würde es wohl eher treffen, oder vielleicht noch „Funktionalität“.

Ich jage von einem Termin zum Anderen, plane Treffen mit Freunden, wie Geschäftsessen, um zumindest so vor mir die Illusion zu erzeugen, noch ein Privatleben zu haben.

 

Ich schreite nicht, ich laufe… ach… ich sprinte durch dieses absurde Konstrukt, das sich Leben nennt – und an manchen Stellen darin wundere ich mich, wieso ich alleine laufe, wieso niemand an meiner Seite ist… Was dieser eigentlich komplett sinnlose Marathon für ein Ziel haben soll. Den Sinn darin habe ich schon lange verloren und mir aber auch nie wirklich die Mühe gemacht ihn zu suchen. Vielleicht ist es einfacher blind durch eine Dimension zu jagen, als mit der Gewissheit einem Ziel hinterher zu hetzen, welches man eh nie erreichen würde.

Ich weiß es nicht…

Ich weiß nur, dass ich bequem bin, wenn es darum geht Sinn in meinem Tun zu entdecken. Um ehrlich zu sein, musste ich dies bisher auch noch nie… das hat immer das Schicksal oder eine andere erdachte Kraft übernommen. Ich lief einfach immer weiter und plötzlich stand ich vor einem Ortsschild. Und ohne zu hinterfragen, mir die Umgebung anzusehen, bin ich jedes Mal dort hingezogen, wohin es mich eben verschlagen hatte.

 

Wahllos.

 

Das Einzige, das mich nachts ab und zu schlafen lässt, ist die Gewissheit, nicht der Einzige zu sein, der blind diese Hetzjagd auf sich nimmt, denn sehe ich nach links und rechts, so sehe ich zahllose Mitstreiter, die mit mir wetteifern – wir wissen zwar alle nicht so wirklich worum, auch nicht wieso – aber zumindest treibt uns der Wille an besser zu sein, oder schneller, oder perfekter, oder einfach nur verlorener, …

 

Wir konsumieren – alles. Mit Vorliebe unser Leben. Jedoch immer in der vollen Gewissheit uns dessen nicht bewusst zu sein. Konsum ermüdet und erschöpft sich. Das ist seine Idee, um neuen Platz für neuen Konsum zu schaffen.

Doch wenn wir alles verbrauchen, missbrauchen, dann verbrauchen wir doch letztendlich nur uns selbst.

Und wenn ich in den Spiegel blicke, in ein Gesicht gezeichnet von der Jagd nach irgendetwas – einer Jagd, die nur der Jagd willen stattfand, so komme ich nicht umhin zu fragen, ob mein Marathon nicht einen Sinn im Stillstand bekäme?

 

Würde die Menschheit einen Moment stillstehen und genießen was sie hat, anstatt etwas hinterherzulaufen, das sie nie bekommen wird – vielleicht wäre sie dann da.

Vielleicht würden wir erkennen, dass sie dann wirklich möglich ist.

Wenn wir alle inne halten würden.

Für einen kurzen Augenblick die Pause-Taste drücken, um zu erkennen, was wir haben, wer wird sind und wo wir stehen.

Vielleicht – aber nur vielleicht – sähen wir dann im nächsten Schritt die wahre Liebe.

 

Es wäre wie vor einem Bungee-Sprung.

Man springt nicht einfach so nebenbei. Man stolpert nicht in einen Abgrund.

Der Puls rast, man sieht die Gefahr, aber man weiß um das sichere Seil, welches einem immer wieder zurückreissen wird.

Und dann tut sich im letzten Eck unseres logischen Menschenverstandes dieser Gedanke auf – wir nennen ihn „Wahrscheinlichkeit“, der uns suggeriert, dass dieses Seil reissen könnte, oder vielleicht doch ein paar Meter zu lang sein könnte und wir auf dem Boden zerschlagen könnten… wir springen trotzdem. Im vollsten Bewusstsein und mit der festen Entscheidung springen zu wollen.

Wir gehen den Schritt und enden im freien Fall.

Wir gehen – wir stolpern nicht.

 

Und würden wir so – mit der vollen Gewissheit eines möglichen tödlichen Verlustes, aber dem fest entschlossenen Willen des Genusses einen Menschen kennenlernen, vielleicht würden wir sie dann erfahren.

Die wahre Liebe.

 

Vielleicht müssen wir wirklich erst stehen bleiben, uns umsehen, verstehen wer wir sind, was uns definiert – und dann den Schritt gehen.

Denn nur wenn wir stehen bleiben, können wir uns fallen lassen.